Wohnen

Der Ortsteil Schladern aus der Ferne in winterlicher Stimmung mit etwas Schnee

In Deutschland stehen aktuell knapp 20 Mio. Wohngebäude, davon etwa 16 Mio. Ein- und Zweifamilienhäuser (Destatis). Der Verbrauch fossiler Energien für deren Beheizung, Warmwasserbereitung und Strombelieferung ist verantwortlich für ca. 1/4 der deutschen Treibhausgasemissionen. 2020 waren laut BMWK knapp 40% des gesamten Endenergieverbrauchs Erdgas, je 20% Heizöl und Strom, der Rest Erneuerbare und Fernwärme (die ebenfalls meist aus Erdgas erzeugt wird). Die Bundesregierung hat als Klimaneutralitätsziel für das ganze Land 2045 ausgegeben, für den Gebäudesektor gibt es zusätzlich ein Zwischenziel: bis 2030 soll 50 Prozent der Wärme „klimaneutral“ erzeugt werden. Um die Pariser Klimaziele, welche eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C vorsehen, erreichen zu können, steht nur noch ein kleines Budget an Restemissionen zur Verfügung. Klimaneutralität müsste also viel früher erreicht werden. So rechnen Studien vor, dass der Gebäudesektor vor 2040 vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt sein müsste. Greenpeace und das Wuppertal Institut zeigen, dass nicht wie derzeit nur 1% aller Gebäude, sondern stattdessen 3-4% jedes Jahr saniert und wärmegedämmt werden müssten. So würde der Energieverbrauch schneller sinken und könnte durch elektrische Wärmepumpen gedeckt werden, um bis 2035 klimaneutral zu sein. Neben Wärmepumpen können in gut gedämmten Gebäuden auch Solarthermie, z. B. mit Photovoltaik betriebene direktelektrische Heizstäbe zur Unterstützung und gerade in ländlichen Gebieten auch Waldrestholz genutzt werden. Studien die Biomassepotenziale detaillierter analysieren (z.B. RESCUE des Umweltbundesamtes) zeigen jedoch, dass dieser wertvolle und in Deutschland nur sehr begrenzt verfügbare Rohstoff in einem klimaneutralen Gesamtsystem als Ressourceninput in der Industrie sowie für Wärmenetze benötigt wird und keinesfalls in schlecht gedämmten, zu großen Wohnungen und Häusern verfeuert werden sollte.

Wohnen in Windeck

Die Situation in Windeck ist ähnlich bis noch dramatischer. Das Klimaschutzkonzept der Gemeinde von 2012 listet Daten von 2010, laut den Autoren hat sich an der Situation wenig geändert (sobald uns neue Zahlen vorliegen, aktualisieren wir diese). Demnach stehen Privathaushalte für 38% des Energieverbrauchs, 49% kommen aus dem (ebenfalls großteils privaten) Verkehr, mit ähnlichen Anteilen bei den CO2-Emissionen. Der Anteil an Gasheizungen ist mit ca. 31% geringer als im Bundesdurchschnitt, mit Ölheizungen (ca. 52%) deutlich höher (diese Zahlen dürften sich bis 2022 allerdings dem Bundesdurchschnitt angenähert haben).
Der Gebäudeenergieverbrauch je Quadratmeter Wohnfläche ist in Windeck anscheinend weiter deutlich überhöht (2010: 150 kWh/m2), viele Gebäude sind noch nicht ausreichend saniert. Das Gebäudeenergiegesetz schreibt hingegen hohe Standards vor: auch wenn nur Teilsanierungen z. B. von Wänden oder Fenstern stattfinden, müssten diese heute hohen Anforderungen genügen. In Windeck scheint dies noch nicht überall umgesetzt. Hier besteht noch ein riesiges Effizienzpotenzial.
Dazu gibt es noch ein ganz anderes Thema: die Pro-Kopf-Wohnfläche steigt kontinuierlich an und liegt heute bei durchschnittlich 47 m2. Jedoch: in Mehrfamilienhäusern mit mehr als 3 Wohnungen ist die durchschnittliche Wohnungsgröße seit 1995 von 65 auf 70 m2 gestiegen. In Einfamilienhäusern, wie sie in Windeck vorherrschen, von 116 auf 129 m2 (Berechnung auf Basis Destatis, Tabelle 31231-0001). Wir Windecker*innen leben damit auf großem Energie- und Klimafuß.

Was ist zu tun?

Dringendst geboten sind in Windeck in Bezug auf Wohngebäude daher mehrere Dinge:

  • Unsanierte Gebäude müssen schnellstmöglich saniert, d. h. wärmegedämmt werden. Dafür können umfangreiche Angebote der Förderbank KfW genutzt werden. Auch die Energieagentur Rhein-Sieg ist ein erster Anlaufpunkt für Gebäudeeigentümer.
  • Nach oder im Rahmen einer Sanierung muss die Heizenergie schnellstmöglich auf erneuerbare Energieträger wie Wärmepumpen oder ggf. Hackschnitzel oder Pellets umgestellt werden.
  • Zur Einsparung von Wärmeenergie können alle Haushalte die Einstellungen ihrer Heizung überprüfen und die Raumtemperatur absenken: jedes Grad Celsius Absenkung spart ca. 5-6% Heizenergie. Insbesondere für fossil beheizte Häuser eine effektive Maßnahme.
  • Zudem können wenig genutzte Räume auch weniger beheizt werden. Insbesondere wo wenige Menschen Häuser mit großen Wohnflächen bewohnen, sollte überprüft werden, ob z. B. Wohnungen abgetrennt werden können. So kann in Windeck dringend gesuchter Wohnraum geschaffen werden, Bewohner von übergroßen Wohnflächen mit damit verbundenem Aufwand entlastet und die Pro-Kopf-Wohnfläche mit einhergehenden hohen Emissionen reduziert werden.

Text: Johannes Thema

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