Ernährung

Leckere vegane Spieße auf einem Grill

Die Art wie wir uns ernähren hat auf vielfältige Weise Einfluss auf das Klima. Wir wollen hier die wichtigsten Aspekte etwas näher beleuchten und leichte Handlungsempfehlungen geben.

Anbau bzw. Haltung und Ernte

Unsere Nahrungsmitteln können auf verschiedene Art angebaut werden, zum Beispiel im eigenen Garten, auf dem Feld, im Gewächshaus, in Permakultur oder auf brandgerodeten Regenwaldgebieten. Man kann mit großen Maschinen, die mit fossilen und somit klimaschädlichen Energieträgern betrieben werden arbeiten oder per Hand ernten. Die Pflanzen oder Tiere können nach den Richtlinien biologischer Landwirtschaft erzeugt bzw. gehalten (weniger Gifteinsatz, dafür geringerer Ertrag) werden oder konventionell (mehr Gifteinsatz für höheren Ertrag). Manche Produkte kann man nur per Hand ernten, z. B. Spargel. Das muss aber nicht unbedingt besser für das Klima sein, denn viele Erntehelfer*innen kommen zur Erntesaison aus anderen Ländern. Nicht nur ihre An- und Abreise wirkt sich auf die Klimabilanz aus, sondern auch die Versorgungsinfrastruktur, die für sie bereitgehalten werden muss (Wohnungen etc.). Tiere können mit Resten aus der Verarbeitung pflanzlicher Lebensmittel gefüttert werden oder mit Kraftfutter, welches aus Soja hergestellt wird, das auf ehemaligem Regenwaldgebieten angebaut wird.

Drei Schälchen mit frischen Erdbeeren
Man sagt, dass Erdbeeren aus dem eigenen Garten am besten schmecken.

Welchen Einfluss die Anbau- und Erntemethoden auf das Klima haben, ist eine schwierige Frage. Relativ klar ist, dass der Anbau von Pflanzen auf gerodeten Regenwaldgebieten nicht klimafreundlich ist, ebenso wenig wie der Anbau in (mit fossilen Energieträgern) beheizten Gewächshäusern. Zumeist ist es für die Verbraucher*innen aber wenig transparent, wie genau die Produkte angebaut und geerntet wurden und was das für Klimawirkung hat. Daher möchten wir hier auf die anderen Aspekte genauer eingehen. Als Faustregel kann man jedoch festhalten: Bio-Produkte sind klimafreundlicher, da wenigstens der Anbau auf ehemaligen Regenwaldgebieten dadurch ausgeschlossen wird.

Für nähere Infos zum Thema Klima und Landwirtschaft helfen folgende Links:

Transport

Solange wie die Transportmittel nicht klimaneutral sind, wirkt sich der Transport von Nahrungsmitteln auch negativ auf das Klima aus. Je weiter der Weg, desto schlechter. Aber auch das Transportmittel spielt eine Rolle. Eine Banane, die nach Deutschland geflogen wird, wirkt sich klimatisch deutlich schlechter aus als wenn sie mit dem Schiff kommt. Aber auch die Verbraucher*innen haben Einfluss auf den Transport, denn ich kann klimafreundlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad Einkaufen oder mit dem Auto kilometerlange Strecken zu meinem Lieblingsgeschäft fahren.

Der Anteil der Emissionen, die durch den Transport entstehen, wird allerdings oftmals überschätzt. Tatsächlich hat der Transport bei den meisten Lebensmitteln nur einen sehr geringen Anteil an den Gesamtemissionen (vgl. die Grafik im Fazit). Wenngleich der Transport mit dem Flugzeug sehr viel CO2 verursacht, so werden tatsächlich nur sehr wenige Lebensmittel eingeflogen. Meist handelt es sich dabei im leicht verderbliche Ware, die schnell in den Handel kommen muss, so dass der teure Lufttransport auch wirtschaftlich gerechtfertigt ist. Die meisten Lebensmittel, die aus Übersee importiert werden, kommen mit dem Schiff – auch Bananen.

Aus Klimaschutzperspektive sollten beim Transport, der oft unvermeidlich ist, so wenig klimaschädliche Gase produziert werden wie möglich. Es gilt die Faustregel: je weniger Kilometer transportiert werden muss, desto klimafreundlicher. Das bedeutet möglichst regionale Produkte zu konsumieren.

Verpackung

Schaut man sich die Lebensmittel an, die im Supermarkt auf die Laufbänder an den Kassen gepackt werden, dann fällt einem schnell auf, dass fast alles irgendwie verpackt ist, meistens in Plastik. Das erzeugt jede Menge Müll und kostet Energie bei der Herstellung der Verpackungen. Prinzipiell kann man Plastik zwar gut recyceln, leider landet aber dennoch viel Plastikmüll in der Umwelt, vergiftet die Meere und schadet den Tieren und Pflanzen.

Gurken, Zuchini, Bohnen, Mangold und rote Johannisbeeren
Im Sommer ist es möglich seinen Bedarf an frischem Gemüse und Obst komplett selbst zu decken, wenn man einen Garten hat. Die Umverpackungen von Produkten, die man im Handel erworben hat, kann man für die Ernte und für die Aufbewahrung wiederverwenden.

Aber eine Verpackung hat ja auch einen Zweck: Sie soll die Haltbarkeit der Waren erhöhen, weil sie in einer Verpackung nicht so schnell verderben. Außerdem dient es der Hygiene, denn wer möchte schon unverpackte Schokolade aus dem Regal kaufen? Manche Waren kann man ohne Verpackung aber auch einfach nicht anbieten, das trifft insbesondere auf alle Flüssigkeiten zu.

Verpackungen werden von den Herstellern aber auch zur Schaffung von Kaufanreizen genutzt und verkörpern oft auf eine bestimmte Vermarktungsstrategie. Sie sollen ein Produkt attraktiv wirken lassen. Manchmal wird dabei auch getrickst, zum Beispiel wenn die Verpackung deutlich mehr Volumen hat als zum Schutz des Inhalts nötig wäre oder wenn eine Verpackung einen Qualitätsstandard vortäuscht, den der Inhalt tatsächlich gar nicht erreicht.

Aus Klimaschutzperspektive sollte eine Verpackung auf ein Minimum reduziert sein. Es gilt die Faustregel: je weniger Verpackung, desto klimafreundlicher.

Verarbeitungsgrad und Zubereitungsart

Jede Verarbeitung von Lebensmitteln benötigt Energie. Solange wie die Energie nicht klimaneutral erzeugt wird, sind verarbeitete Lebensmittel also ungünstiger für das Klima als unverarbeitete Lebensmittel. Allerdings kann die Verarbeitung von Lebensmitteln auch der Haltbarkeit dienen. Äpfel zum Beispiel reifen nun mal nur von Sommer bis Spätherbst. Um sie außerhalb dieser Saison zu essen, muss man sie einlagern oder verarbeiten, zum Beispiel zu Apfelmus oder -saft. Außerdem können durch die Verarbeitung Überproduktionen genutzt werden oder Früchte verwendet werden, die für den Frischverzehr nicht die gewünschte Qualität haben. Würde man sie wegwerfen statt zu verarbeiten, würde das die Energiebilanz meistens nicht verbessern, denn dann hätte man sie umsonst produziert (mit allen Aufwänden, die bei der Produktion entstanden).

Bei vielen Nahrungsmitteln ist es außerdem nötig, dass man sie erhitzt, bevor man sie isst. Durch das Erhitzen werden zum einen Keime abgetötet und zum anderen gewisse Nährstoffe für die menschliche Verdauung aufbereitet, die ansonsten keinen Nährwert besäßen. Beim Erhitzen sollte man möglichst Energieträger verwenden, die klimafreundlich sind, also zum Beispiel Ökostrom für die Zubereitung in der heimischen Küche. Außerdem sollte man effizient Erhitzen: das Kochen mit Deckel spart ein Vielfaches an Energie und das man für lediglich zwei Aufbackbrötchen nicht den Ofen anmachen sollte, dürfte auch klar sein. Für das Erwärmen des Ofens und der Luft im Ofen wird nämlich viel Energie benötigt. Auch das in Deutschland sehr beliebte Grillen auf Holzkohle ist keine besonders klimafreundliche Zubereitungsart, denn vor und nach dem Garprozess geht viel Wärme ungenutzt verloren. Regulierbare Grills mit Deckel, am besten Elektrogrill mit Ökostrom, sind vom Energiebedarf her die bessere Wahl.

Lagerung

Die Lagerung von Lebensmitteln war viele Jahrtausende lang überlebenswichtig. Schließlich kann man durch eine geschickte Lagerung Überproduktionen aus Vorjahren aufbewahren. Wenn es dann eine schlechte Ernte gibt oder andere Umstände zu Nahrungsmittelknappheiten führen, dann kann man auf die gelagerten Nahrungsmittel zurückgreifen. In unseren Breitengraden war eine Lagerung aber auch schon schlicht deshalb notwendig, um über die kalten Monate zu kommen. Bei vielen Getreidesorten ist es bei der Lagerung vor allem wichtig, dass sie Körner trocken gelagert werden. Dann hält das Getreide bei der Lagerung auch gewisse Temperaturschwankungen problemlos aus. Aufgrund fehlender technischer Mittel war es früher ohnehin schwierig die Lagerräume konstant zu kühlen. Heutzutage sieht das jedoch anders aus. Es gibt riesige Kühllager in denen nunmehr auch empfindlichere Waren über viele Monate gelagert werden können. Für die Kühlung wird jedoch Energie benötigt. Besonders Tiefkühlwaren haben hier eine hohe Energiebilanz.

Achtet man beim Kauf jedoch darauf, welche Pflanzen aktuell bei uns Saison haben, dann kann man die Klimawirkung durch Lagerung reduzieren. Die Berücksichtigung der Saison hat außerdem den Vorteil, dass klimaschädliche Anbaumethoden wie zum Beispiel beheizte Treibhäuser gemieden werden können. Es gilt also die Faustregel: möglichst saisonale Produkte konsumieren. Dabei hilft ein Saisonkalender. Man kann aber auch nach dem Preis gehen, denn wenn Obst oder Gemüse gerade besonders günstig ist, dann hängt das oft damit zusammen, dass es gerade Saison hat und daher in großer Menge verfügbar ist (Preis sinkt). Außerhalb der Saison werden die Produkte wieder teurer.

Pflanzlich vs. Tierisch

Man könnte meinen, dass tierische Nahrungsmittel (Fleisch, Milch, Eier) besser für das Klima sind als pflanzliche. Schließlich haben tierische Nahrungsmittel keine Saison, man kann sie das ganze Jahr über erzeugen. Zudem können die wichtigsten Tierarten, die in Deutschland als zum Verzehr geeignet betrachtet werden auch in Deutschland gehalten werden. Die Transportwege sind also kurz.

Das Problem dabei ist jedoch, dass Tiere ebenfalls Pflanzen fressen müssen. Und was die Tiere zu fressen bekamen und woher das Futter stammt, diese Informationen sind nicht kennzeichnungspflichtig. Außerdem werden die pflanzlichen Nährstoffe und Energie nicht eins zu eins in Fleisch, Milch oder Eier umgewandelt, sondern die Tiere brauchen die Nahrung auch für ihre Lebenserhaltung und Bewegung. Je nach Tierart werden für eine Kalorie aus tierischem Nahrungsmittel, die der Mensch nutzen kann, drei bis zehn Kalorien aus Pflanzen vom Tier gefressen. Klimafreundlicher (und effizienter) wäre es, wenn die Menschen diese Kalorien aus Pflanzen direkt selbst konsumieren würden.

Es gibt Gegenden auf der Erde, wo kaum bis keine Pflanzen wachsen, die für den Menschen essbar sind. Tiere haben dort eine Brückenfunktion. Sie können diese Pflanzen fressen und die Nährstoffe daraus in Milch, Eier oder Fleisch umwandeln. In Deutschland und Europa ist diese Brückenfunktion aber nahezu unbedeutend, denn es gibt hier kaum Flächen, die für den Anbau von essbaren Pflanzen nicht geeignet sind. Zudem können Tiere aber auch mit Pflanzen und Pflanzenteilen gefüttert werden, die für den Menschen keine Nährwerte bieten, zum Beispiel mit Kleegras (häufige Zwischenfrucht bei der Fruchtfolge) oder Reste aus der Lebensmittelherstellung. Tatsächlich macht dies in der Fütterung der Tiere jedoch nur einen Bruchteil aus. Stattdessen werden viele Tiere mit Getreide gefüttert, welches auch für den menschlichen Verzehr geeignet wäre.

Weizen, der nicht den Standard erfüllt, der heutzutage zum Backen benötigt wird, bekommen die Tiere anstatt Seitan oder andere Fleischersatzprodukte aus ihm zu machen. Soja, dessen Anbau mitverantwortlich ist, dass in Südamerika riesige Regenwaldgebiete gerodet werden, wird vor allem an Tiere verfüttert (das Soja für Tofu stammt hierzulande zumeist aus europäischem Anbau). Dabei sind 98% der Sojabohne für den menschlichen Verzehr geeignet. Aus Sojaschrot (Nebenprodukt der Sojaölgewinnung) kann man ebenfalls prima Fleischersatz herstellen (texturiertes Soja). So manches Schweineschnitzel hat mehr Soja benötigt als ein Sojaschnitzel.

Vor allem Rinder erzeugen bei ihrer Verdauung jede Menge klimaschädlicher Gase, die teilweise um ein vielfaches treibhauswirksamer sind als CO2, vor allem Methan. Diese Gase würden nicht entstehen, wenn man die Tiere nicht züchten würde. Stattdessen könnte man alles, was der Mensch nicht essen kann in Biogasanlagen vergären und daraus klimafreundliches Biogas gewinnen. Dabei entsteht auch Methan, welches jedoch nicht unkontrolliert in die Atmosphäre strömt und dort den Treibhauseffekt ankurbelt, sondern unter Gewinnung von Energie in weniger klimaschädliches CO2 umgewandelt werden kann. Das Biogas kann dann auch dafür genutzt werden, um Anbau, Transport und Verarbeitung der pflanzlichen Nahrungsmittel klimaneutral zu machen.

Nun gibt es auch Tierhaltungsformen, die mit den Ressourcen sehr sorgsam umgehen, zum Beispiel die sogenannte Weiderindhaltung, bei der sich die Rinder nur von Pflanzen ernähren, die auf einer Weide wachsen. Aber auch Weiderinder erzeugen Methan bei ihrer Verdauung und ihr Futter wächst nicht selten auf Flächen, wo man auch für den Menschen geeignete Pflanzen anbauen könnte. Ansonsten ist Fleisch von wildlebenden Tiere wahrscheinlich das klimafreundlichste Fleisch. Weil man mit Produkten aus wildlebenden Tieren, aber nicht die Welternährung sicherstellen kann, gilt die Faustregel: pflanzliche Produkte sind deutlich klimafreundlicher als tierische Produkte. Außerdem sollte man Bedenken, dass gegen den Konsum von Tieren auch noch weitere Aspekte sprechen außer der Klimaschutz. Allem voran sind das ethische Aspekte.

Fazit

Manchmal ist es wirklich nicht leicht zu beurteilen, welches Produkt klimafreundlicher ist. Ist die Folie eingepackte Biogurke aus Deutschland besser oder die konventionell angebaute Gurke aus einem anderen Land? Sind die Bananen aus Übersee im April besser als die deutschen Äpfel aus dem Kühllager? Ist der Joghurt aus Kuhmilch oder aus Kokosmilch klimafreundlicher? Oft fehlen Informationen zum Anbau, Transport und Herkunft der Zutaten, um eine fundierte Aussage über die Klimawirksamkeit der Nahrungsmittel machen zu können. So genau muss man das aber auch nicht analysieren, denn es gibt eine sehr mächtige Grundregel:

Bezogen auf die Klimafreundlichkeit unserer Ernährung ist der mit Abstand stärkste Wirkungshebel eine möglichst pflanzenbasierte Ernährung.

(s. dazu folgende Abbildung)
Die Grafik zeigt den Ausstoß von Treibhausgasen je nach Phase bei der Nahrungsmittelversorgung: Landnutzung (Grün), Anbau/Tierhaltung (Braun), Tierfuttermittel (Orange), Verarbeitung (Blau), Transport (Rot), Handel (Gelb) und Verpackung (Grau)

Durch den Kauf von regionalen, saisonalen sowie möglichst wenig verpackten Produkten kann man die Klimabilanz zusätzlich verbessern.

Wer einen Garten hat, der sollte diesen zum Anbauen seiner Lieblingspflanzen nutzen. Dadurch werden Transportwege unnötig und Verpackungsmüll vermieden. Frisch aus dem Garten haben die Nahrungsmittel außerdem die meisten Nährstoffe. Ein Nutzgarten ist außerdem besser für die Artenvielfalt als ein Stück Rasenfläche oder (noch schlimmer) Steinwüsten. Sollte man mehr ernten als man selbst benötigt, dann kann man es verschenken oder für die Einlagerung zubereiten. Um Arbeitsaufwand zu minimieren kann man sich mit anderen Kleingärtner*innen organisieren und jede*r spezialisiert sich auf bestimmte Pflanzen, deren Ernte dann untereinander getauscht werden kann. Ein Garten ist nicht nur gut fürs Klima, sondern die Gartenarbeit hält auch den eigenen Körper fit. In Windeck gibt es viele Gründstücke mit Garten, die im Sinne einer klimafreundlichen Ernährung noch großes Verbesserungspotenzial haben.

Eine Frau bei der Pflege des Gemüsebeets bei sommerlichen Sonnenschein
Gartenarbeit lohnt sich: für sich selbst, für die Natur und für das Klima.

Weiterführende Links:

Das machen wir

Die KlimaInitiative Windeck möchte das Bewusstsein für eine klimafreundliche Ernährungsweise stärken und den vermehrten Anbau von Nahrungspflanzen in den Windecker Gärten anregen. Seit Mai 2022 treffen wir uns innerhalb der Gruppe regelmäßig zu veganen Koch-, Back- oder Grillabenden und tauschen unsere Erfahrungen mit veganen Rezepten aus. Perspektivisch ist auch ein Projekt zum Gärtnern denkbar. Wer mitmachen möchte, ist herzlich willkommen.

Text: Ingmar Steinicke

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