Unterstützung zum Einstieg in die vegane Ernährung

Verschiedenes geschnittenes Obst auf Spieße gesteckt und so angeordnet, dass es einem Pfau mit aufgefächerten Schwanz ähnelt

Veganismus ist zwar die konsequente Umsetzung von Tierliebe und Mitgefühl und weltweit eine der am stärksten wachsende soziale Bewegung, dennoch haben viele Menschen Angst diesen Weg zu gehen. Diese Ängste können vielfältige Ursprünge haben, in den allermeisten Fällen sind sie jedoch überwindbar. Oft hat man auch einfach eine falsche Vorstellung, was vegan zu leben bedeutet. Dieser Artikel soll ein wenig helfen und aufklären.

Was bedeutet Veganismus?

Die wohl geläufigste und sinnvollste Definition von Veganismus lautet:

„Veganismus ist eine Philosophie und Lebensweise, die – so weit wie möglich und praktisch durchführbar – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an Tieren für Essen, Kleidung oder andere Zwecke zu vermeiden sucht und darüber hinaus die Entwicklung tierfreier Alternativen zum Vorteil von Tieren, Menschen und Umwelt fördert. In der Ernährung bedeutet dies den Verzicht auf alle ganz oder zu Teilen vom Tier gewonnenen Produkte.“

Quelle: Wikipedia

Es geht hier also in erster Linie um die Vermeidung von Leid und betrifft nicht nur die Ernährung. Allerdings hat die Ernährung die stärkste Wirkung und kommt daher als erstes ins Bewusstsein. Da Fleisch und Fleischprodukte, die von Tieren gewonnen werden, mit deren Tötung einhergehen, liegt es nahe, dass diese Produkte nicht gegessen werden. Weil aber auch die Produktion von Eiern, tierischer Milch und Honig mit Ausbeutung und der gezielten Tötung von Tieren einhergeht, stehen diese Produkte bei vegan lebenden Menschen ebenfalls nicht auf dem Speiseplan.

Gründe für Veganismus

Viele Menschen entscheiden sich für den Veganismus nachdem sie Dokumentationen wie Earthlings (Erdlinge) oder Dominion gesehen haben, in denen die grausamen Praktiken in Tierställen und Schlachthöfen gezeigt werden. Neben dem Vorsatz Tiere nicht ausbeuten (lassen) zu wollen, wenn dies für das eigene Überleben nicht notwendig ist, gibt es auch noch positive Nebeneffekte einer veganen Lebensweise:

  • Klimaschutz (s. dazu Fleischatlas)
  • Verringerung der Gefahr von Zoonosen und zoonotischen Pandemien (s. dazu Menschen-Tiere-Pandemien)
  • Möglichkeit zur Verringerung des Welthungers, da viele Lebensmittel an Tiere verfüttert werden, die auch vom Menschen gegessen werden könnten.
Ein Teller mit Kartoffeln, rote Bete, Schoten, Walnüssen und Falafel
Vegane Kartoffelpfanne mit rote Bete und Falafel

Auch gesundheitliche Aspekte können eine Rolle spielen. Einige Menschen berichten von einer Verbesserung des Hautbildes, des körperlichen Wohlbefindens oder der Milderung von chronischen Krankheiten wie z. B. Rheuma nachdem sie auf eine vegane Ernährung umgestellt haben.

Eine gesunde Ernährung ist nicht dadurch gekennzeichnet ist, ob sie tierische Lebensmittel beinhaltet oder nicht, sondern durch eine ausreichende Zufuhr aller wichtigen Nährstoffe. Der tatsächliche Nährstoffbedarf eines Menschen ist durchaus individuell und hängt unter anderem von genetischen Voraussetzungen, Krankheiten und dem Ausmaß körperlicher Aktivität ab. Auch für körperlich schwerst arbeitende Menschen und Leistungssportler*innen kann eine vegane Ernährung geeignet sein. Dank des technischen Fortschritts können heutzutage die Nährstoffe eines Lebensmittels und außerdem der individuelle Nährstoffbedarf eines Menschen sehr gut bestimmt werden. Dieses Wissen dafür zu nutzen, um Tieren Leid zu ersparen, ist wiederum kultureller Fortschritt.

Es gibt auch Menschen, die das gezielte Töten von Tieren prinzipiell in Ordnung finden, aber einräumen, dass sich der Konsum tierischer Produkte drastisch reduzieren muss, um Klima und Umwelt zu schützen. Um nicht endlos zu warten, bis alle anderen Menschen ebenfalls zu dieser Ansicht gekommen sind, machen sie selbst sofort den größtmöglichen Schritt und ernähren sich nur noch rein pflanzlich.

Wir leben in einem Umfeld, in dem die Ausbeutung von Tieren leider alltäglich ist. Es ist daher nahezu unmöglich 100% vegan zu leben, weil man selbst auf viele Dinge gar keinen direkten Einfluss hat (z.B. die Bezüge von Bürostühlen, die aus Leder sein können; die Ernährung von Menschen deren Dienstleistung man beansprucht; usw.).

Auch bei einem selbst kann es immer wieder mal zu kleineren oder größeren „Fehltritten“ oder „Rückfällen“ kommen. Das ist aber kein Grund aufzugeben und gegen seine Ideale zu handeln. Jeder Mensch kann an sich arbeiten und Tag für Tag ein Stück besser werden. Das ist wie bei anderen Idealen, wie zum Beispiel Höflichkeit. Die meisten möchten sicherlich höfliche Menschen sein. Dennoch gelingt es nicht immer, manchmal platzt einem mal der Kragen und man vergreift sich im Ton. Das ist doch aber auch kein Grund, seinen Vorsatz aufzugeben und man wird weiterhin an sich arbeiten.

Mehrere Stücke Schokokuchen auf einem Teller
Veganer Schokokuchen

Was kann man als Veganer*in essen?

Veganes Essen ist sehr reichhaltig und abwechslungsreich und kann/sollte aus vielen Lebensmitteln zusammengestellt werden:

  • Obst (Äpfel, Birnen, Beeren, Pflaumen,…)
  • Gemüse (Kohl, Kartoffeln, Möhren, Kürbis, Brokkoli, Rote Bete, Salat, Gurke, Zucchini, Tomaten…)
  • Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen, Linsen,…)
  • Vollkorn und Getreide (Weizen, Hafer, Roggen, Dinkel, Buchweizen, Gerste,…)
  • Nüsse und Samen (Walnüsse, Haselnüsse, Leinsamen, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne,…)
  • Pilze

Ein relativ neuer und boomender Markt sind zudem vegane Alternativen zu Fleisch- und Milchprodukten, welche vor allem die Gewohnheit der Menschen ansprechen sollen. Mit veganen Alternativen kann man liebgewonnene Gerichte genießen, ohne dass Tiere dafür getötet werden mussten. Auch die großen Super- und Drogeriemärkte bieten inzwischen viele vegane Produkte an, die alternativ zu tierischen Lebensmitteln verwendet werden können: pflanzliche Milch, Joghurt, Sahne, Frischkäse, Käse,…

Auch Algen bieten viele wertvolle Nährstoffe. Wenngleich Algen in Deutschland noch ein recht ungewohntes Nahrungsmittel sind, so hat der Verzehr hierzulande durch die Popularität von Sushi in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Verschiedene vegane Sushisorten auf einer Schieferplatte
Veganes Sushi

Unterstützung beim Start in die vegane Ernährung

Vegan Taste Week

Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt bietet in der Vegan Taste Week eine Woche lang jeden Tag vegane Rezepte per E-Mail, eine filterbare Rezeptdatenbank, ganz nach den persönlichen Vorlieben (glutenfrei, günstig, gesund schnell zubereitet etc.) und Hintergrundwissen zur veganen Ernährung, praktische Wochenpläne und Tipps für den Einkauf im Supermarkt.

VeganStart

Die Tierrechtsorganisation Peta bietet in der App VeganStart ein 30-tägiges Programm mit nützlichen Tipps für die Umstellung auf das vegane Leben. Einfache Rezepte helfen alte Gewohnheiten beim Kochen und Backen problemlos zu ändern. Außerdem steht ein Expertenteam zur Seite.

Veganuary

Ursprünglich ist die Kampagne Veganuary als veganer Januar gestartet, um im ersten Monat des Jahres die guten Neujahrsvorsätze zu unterstützen. Weil man natürlich das ganze Jahre vegan leben kann und sollte, kann man allerdings jederzeit mit dem 31-tägigen Programm starten und erhält per E-Mail Tipps und Rezepte für jede Mahlzeit des Tages.

Falsche Vorstellungen abbauen

Es gibt viele Vorurteile, Vorwürfe und Pseudoargumente gegen den Veganismus. Den populärsten widmet sich der Artgenosse in seinem YouTube-Kanal. Sachlich und umfassend analysiert und pointiert gekontert.

Kochbücher lesen

Kochbücher erleichtern den Start in die vegane Ernährung. Von Mitgliedern der Klimainitiative Windeck für gut befundene Beispiele dafür sind:

  • Vegan Basics von Cornelia Schinharl (ISBN 978-3-8338-4311-2): gut für den Einstieg
  • Vegan für Faule von Martin Kintrup (ISBN 978-3-8338-4039-5): tolle, schnelle und einfache Rezepte
  • La Veganista von Nicole Just (ISBN 978-3-8338-3310-6): sehr abwechslungsreich, auch klassische Rezepte in vegan
  • Rezept-Lieblinge – X-Mas Edition von Katja Möller (ISBN 978-3946625-25-4): eine Sammlung von beliebten Rezepten verschiedener Köch*innen für die Weihnachtszeit
  • Vegan X-Mas von Stina Spiegelberg (ISBN 978-3-7716-4582-3): viele leckere Rezepte für vegane Plätzchen zur Winter- und Weihnachtszeit, aber auch fürs ganze Jahr

Ernährungsberatung nutzen

Mittlerweile gibt es viele professionelle Ernährungsberater, die sich auf vegane Ernährung spezialisiert haben. Allerdings findet man auch im Internet viele kostenlose fundierte Informationen. Besonders empfehlenswert sind hierbei die Veröffentlichungen von Niko Rittenau, insbesondere Rittenaus YouTube-Kanal, in dem er in einen ernährungswissenschaftlichen Blick auf den Veganismus wirft.

Persönliches Umfeld fragen

Und natürlich können auch vegan lebende Menschen aus dem eigenen Umfeld helfen. Die meisten Menschen geben gerne Tipps und tauschen Erfahrungen aus. Wenn Sie jemanden kennen, der/die sich vegan ernährt, dann sprechen Sie die Person doch ruhig ein Mal an. Die meisten vegan lebenden Menschen werden sich über Ihre Ambitionen freuen, denn jeder Schritt in die richtige Richtung zählt.

Auch bei der Klimainitiative Windeck gibt es vegan lebende Menschen. Wer Fragen hat, kann sich gern auch an uns wenden.

Ein Teller mit Buchweizen, grünem Spargel, Möhren, Champignons und oben auf Teigtaschen und einem Häubchen veganer Creme Fraiche
Vegane Teigtaschen mit Gemüse auf einem Buchweizenbett

Text: Ingmar Steinicke

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