Solarstrom in Windeck selbst produzieren

Zwei Solarpanels, die an einer hölzernen Terrassenbrüstung befestigt sind

Das eigene Balkonkraftwerk

Seit einigen Jahren gibt es sogenannte Balkonkraftwerke im normalen Einzelhandel zu kaufen, die mit etwas handwerklichem Geschick selbst installiert werden können. Es muss kein Fachbetrieb beauftragt werden, es nervt keine komplizierte Bürokratie und es wird auch keine Dachfläche dafür benötigt. Ein sonniges Plätzchen, z. B. am eigenen Balkon, und idealerweise eine Außensteckdose reichen.

Meist bestehen diese Kraftwerke aus ein oder zwei Panels, die an einen Wechselrichter angeschlossen werden. Dieser wird dann ganz einfach mittels eines Schuko-Steckers mit einer Steckdose verbunden. Bei Tag wird so der eigene Solarstrom produziert.

Ein Balkonkraftwerk in Windeck

Ein Mitglied der KlimaInitiative Windeck hat sich im Februar 2023 solch ein Balkonkraftwerk zugelegt und berichtet hier von seinen Erfahrungen:

Einkauf

Im Jahr 2022 waren Balkonkraftwerke schwer zu bekommen, aber seitdem ab Januar 2023 keine Mehrwertsteuer mehr auf Balkonkraftwerke gezahlt werden muss, gibt es auf einmal wieder welche. Also habe ich schnell zuschnappt und im Onlineshop von Netto bestellt (703€). Auch im Online-Marktplatz von Otto oder bei eBay kann man fündig werden und sicherlich auch bei anderen Händlern.

Lieferung

Die Lieferung erfolgte per Spedition, da besonders die Panels recht groß sind (175×110 cm). Es empfiehlt sich daher unbedingt auf die Maße zu achten und vorher zu prüfen, ob die Panels auch am gewünschten Ort Platz haben. Es gibt prinzipiell auch kleinere Panels. Ich war beim Ausmessen etwas nachlässig und im Ergebnis von der Größe überrascht. Zum Glück haben meine Frau und ich aber genug Platz am Haus und konnten einen geeigneten Ort zum Anbringen finden.

Ein Solarpanel, welches Hochkant auf dem Boden steht. Dahinter lugt ein Mann hervor, der gerade so über das Panel schauen kann.
Ein Panel, frisch ausgepackt und aufgestellt, war überraschend groß.

Installation

In der Regel werden keine Halterungen bei den Balkonkraftwerken mitgeliefert. Ich musste sie also separat bestellen. Da mir anhand der Produktbeschreibungen im Onlineshop nicht ganz klar war, wie der Rahmen der Panels aussieht und wo da Befestigungslöcher vorgesehen sind, wartete ich bis das Kraftwerk geliefert wurde. Dann konnte ich den Rahmen begutachten und bei eBay zwei passende Halterungen bestellen (für jedes der zwei Panel eine Halterung, 2x 40€).

Dank der tatkräftigen Unterstützung von weiteren Mitgliedern der KlimaInitiative haben wir uns an einem Sonntagnachmittag an die Installation gemacht. Jedes Panel wiegt ca. 20kg. Wir waren insgesamt fünf Personen. Je eine Person hat einer der vier Ecken gehalten, zwei von unten und zwei von oben. Die fünfte Person konnte dann die Halterungen anbringen, während die anderen das Panel gehalten haben. Mit etwas Übung wäre es womöglich auch mit weniger Personen gegangen, im Endeffekt waren fünf aber eine gute Anzahl.

Nach ca. zwei Stunden hingen die beiden Panels und der Wechselrichter war an einer Außensteckdose angebracht. Weil die Panels nicht an der ursprünglichen Stelle Platz hatten, musste zusätzlich noch ein Verlängerungskabel, welches direkt in den Wechselrichter angeschlossen werden kann, besorgt werden (45€ bei eBay). Das mitgelieferte 5m-Kabel war leider zu kurz.

Einen geeigneten Zweirichtungszähler, ließ ich bereits im Vorjahr einbauen, so dass auch niemand mehr kommen muss, um den Stromzähler am Hausanschluss auszutauschen (was aber für den Stromkunden kostenlos wäre).

Dann musste das Kraftwerk noch bei der Bundesnetzagentur und beim Netzbetreiber angemeldet werden. Das ist ein wenig bürokratischer Aufwand, der online erledigt werden kann. Es ist dort aber gut erklärt, was in die jeweiligen Felder der Formulare eingetragen werden soll.

Wichtig! Mehrere Solarkraftwerke gleichzeitig wird schwierig.
Wer bereits ein Solarkraftwerk am eigenen Hausnetz angeschlossen hat, kann leider nicht so einfach ein zusätzliches Balkonkraftwerk dazu installieren. Die Wechselrichter müssen kompatibel sein. Fragen Sie vorab am besten die Fachleute, die ihr vorhandenes Solarkraftwerk installiert haben.

Ausrichtung der Panels

Wir haben uns dafür entschieden ein Panel nach Süden und eins gen Westen auszurichten. Würden beide nach Süden ausgerichtet sein, dann wäre der Gesamtstromertrag der Anlage zwar am höchsten, allerdings würde sich der hohe Stromertrag dann auf die Mittagszeit (+/- ein paar Stunden) beschränken und gen Nachmittag/Abend stark nachlassen.

Mit der Ausrichtung eines Panels gen Westen haben wir mittags nicht so viel Strom, aber dafür mehr am Nachmittag und am Abend. Für die Eigennutzung ist die Stromerzeugung so besser über den Tag verteilt.
Eine Ausrichtung gen Osten wäre prinzipiell auch möglich, bei uns jedoch nicht ratsam, da bei uns vor 9 Uhr wegen Verschattung nie die Sonne auf das Grundstück scheinen kann.

Die Halterungen ermöglichen, dass der Neigungswinkel der Panels durch ein paar Stellschrauben angepasst werden kann. So können die Panels im Sommer, wenn die Sonne höher steht, etwas flacher gestellt und im Winter, wenn die Sonne tiefer steht, steiler angewinkelt werden. Dadurch kann der Stromertrag noch optimiert werden.

Kosten und Ertrag

Die Kosten der Anlage betrugen insgesamt ca. 835 € (Panels, Wechselrichter, Halterungen, Verlängerungskabel, Schrauben).

An den ersten drei Tagen nach ihrer Installation erzeugte die Anlage 8 kWh. Es waren sehr sonnige Februartage mit insgesamt ca. 30 Sonnenstunden. Legt man 1500 Sonnenstunden im Jahr zu Grunde, können wir mit einem Mindestertrag von 400 kWh im Jahr rechnen. Prinzipiell erzeugt die Anlage ja auch Strom, wenn keine Sonne scheint. Dann nur deutlich weniger, aber wahrscheinlich genug, um den Stromverbrauch der aktiven Standbygeräte im Haushalt zu decken. Daher werden es voraussichtlich noch etwas mehr als 400 kWh.

Von den 8 kWh konnten wir ungefähr 3 kWh selbst verbrauchen. Den Rest speisten wir ins Netz und schenken ihn quasi dem Netzbetreiber. Das ist bei Balkonkraftwerken so üblich, weil der Ertrag nicht hoch genug ist, dass sich eine Anmeldung zur Einspeisevergütung lohnen würde – so liest man es gemeinhin jedenfalls und ich habe das bisher so akzeptiert.

Hier ist nun noch etwas Optimierungsehrgeiz gefragt, damit man z. B. die Waschmaschine oder Spülmaschine dann laufen lässt, wenn gerade ein hoher Stromertrag generiert wird. So kann die Eigenverbrauchsquote verbessert werden.

Angenommen wir werden 50 % des erzeugten Stroms selbst verbrauchen, dann sparen wir also 200 kWh. Unser Stromanbieter verlangt derzeit 0,53 €/kWh, wir würden damit also 106 € pro Jahr sparen, womit sich die Anlage nach ca. 8 Jahren amortisiert hätte. Ab dem achten Jahr würden wir also effektiv Geld sparen.

Die energetische Amortisationszeit (die Zeit, welche die Anlage benötigt, um die Menge an Energie zu erzeugen, die bei ihrer Herstellung gebraucht wurde) beträgt bei modernen Anlagen nur noch wenige Jahre (vgl. Quaschning). Also auch das Klima gewinnt dabei.

Fazit

Überrascht war ich von dem Umstand, wie der Wechselrichter seine maximale Ausgangsleistung von 600 W generiert. Ich war davon ausgegangen, dass er beide Panels (jedes kann maximal 410 W erzeugen) zusammen auf 600 W begrenzt. Tatsächlich wird aber jedes einzelne Panel auf 300 W begrenzt. Dadurch sinkt der Stromertrag etwas, weil ein Panel auch dann auf 300 W gedeckelt wird, wenn beide zusammen noch keine 600 W erzeugen. Ein anderer Wechselrichter, der bis 800 W erzeugen kann, könnte das Problem beseitigen. Dazu muss sich in Deutschland aber noch die Gesetzeslage ändern, denn derzeit sind für Balkonkraftwerke maximal 600 W erlaubt. Es gibt aber Hoffnung, dass der Wert bald auf 800 W angehoben wird.

Sicher, die beiden Panels werten unsere Terrasse optisch nicht auf. Aber das brauchen sie auch nicht. Ein Fernseher (ebenfalls ein schwarzes Rechteck wie ein Solarpanel) wertet ein Wohnzimmer nach meinem Empfinden optisch auch nicht auf, ebenso wie ein Auto vorm Haus keine Zierde ist. Aber alles hat seine Berechtigung und es muss und kann nicht immer alles hübsch anzusehen sein. Wir sehen die Panels ohnehin kaum.

Ich bin gespannt wie der Ertrag sich entwickeln wird und wie ich mit meiner Ertragsschätzung liegen werde (ich werde an dieser Stelle berichten). Es gibt ja nicht viele technische Geräte, die sich nach gewisser Zeit finanziell amortisieren. Wenn man zusätzlich wie ich noch Spaß daran hat eigenen Sonnenstrom zu erzeugen und seinen Stromverbrauch zu optimieren, dann hat man noch zusätzlichen Nutzen aus der Anlage. Da der Wechselrichter mit meinem WLAN verbunden ist, kann ich den Stromertrag über eine Handy-App kontrollieren.

Ein Diagramm, auf der X-Achse die Uhrzeit und auf der Y-Achse der Stromertrag in Watt. Zu sehen ist der Stromertrag zwischen Sonnenauf- und -untergang bis zu einem Maximum von ca. 520W.
Der Stromertrag unserer Anlage an einem durchgehend sonnigen Februartag. Auf der linken Seite des Graphen sieht man die „Terrasse“, die entsteht weil das südlich ausgerichtete Panel bereits bei 300W gedeckelt wird.

Für weitere Infos sei die Website der Verbraucherzentrale empfohlen. Gerne können auch wir von der KlimaInitiative Windeck versuchen Ihre Fragen zu beantworten. Über unser Kontaktformular können Sie ganz einfach Kontakt mit uns aufnehmen. Wir freuen uns immer über Personen, die aktiv an der Energiewende mitarbeiten wollen.

Text: Ingmar Steinicke

Nach oben scrollen