Nachfolge zum 9-Euro-Ticket: Antwort vom Landrat

Sehr geehrter Herr Baum,

im Auftrag von Herrn Landrat Schuster bedanke ich mich für Ihre E-Mail vom 22.09.2022 zum Thema „Nachfolgeticket zum 9 Euro-Ticket“ und darf Ihnen Folgendes mitteilen:

Die Situation des ÖPNVs in Windeck ist mir sehr wohl bekannt  und besonders die Schienenverbindungen in Richtung Siegburg und Köln sind – wie sie auch einleitend schreiben – sehr gut. Wo es noch Bedarf gibt ist der ÖPNV vor Ort, dem wir uns ganz aktuell zusammen mit der Gemeinde Windeck widmen. Wir planen derzeit in Windeck ein neues Busnetz mit flächendeckender erheblicher Verbesserung der Verkehre (zukünftig i.A. mindestens Stundentakt in allen größeren Ortslagen). Voraussetzung dafür ist die Integration des bislang außerhalb des ÖPNV laufenden Schulbusverkehrs. Die dadurch möglichen Synergien sollen in eine Verbesserung des ÖPNV „für alle“ fließen, zzgl. würden wir darüber hinausgehend noch weitere Verbesserungen umsetzen. Der Prozess ist aktuell mitten im Gange und eine fertige Planung gibt es noch nicht. Beschlussfassungen sollen bis Jahresende erfolgen. Einen Zwischenbericht haben wir im Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde am 07.06.2022 gegeben.

Zudem thematisieren Sie die bevorstehenden Tariferhöhungen im Gebiet des VRS, über die die Verbandsversammlung des VRS am 30.09.2022 beraten und entscheiden wird.

Wichtig ist zu wissen, dass das Angebot mit Bus und Stadtbahn im Rhein-Sieg-Kreis Jahr für Jahr ausgebaut wurde. Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Tariferhöhungen aus der Sicht des Rhein-Sieg-Kreises erforderlich, da die Finanzierung des Gesamtsystems gesichert werden muss. Fakt ist, dass seit Jahren die ÖPNV-Umlage im Rhein-Sieg-Kreis steigt und irgendwann sind die 19 Städte und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises nicht mehr in der Lage diese zu bedienen. Im Jahr 2010 erbrachten die Busse im Rhein-Sieg-Kreis eine Betriebsleistung von rd. 13,1 Mio. Wagenkilometern, auf den Stadtbahnlinien waren es rd. 2,5 Millionen Wagenkilometer und dafür zahlte der Rhein-Sieg-Kreis einen Defizitausgleich von rd. 17,4 Mio. Euro. Für das Jahr 2022 wird ein Defizit von rd. 49,6 Mio. Euro erwartet, was der Rhein-Sieg-Kreis zusammen mit seinen Kommunen stemmen muss. Die Busleistung beträgt jetzt rd. 20,4 Mio. Wagenkilometer, bei den Stadtbahnen sind es rd. 3,1 Millionen Wagenkilometer.

Auch die Verbandsversammlung des VRS hat sich dem Thema der nachhaltigen Finanzierung eines zukunftsfähigen ÖPNV mit einer fraktionsübergreifenden Resolution vom 07.06.2022 deutlich positioniert und dargelegt, dass für die Sicherstellung des bestehenden ÖPNV-Angebotes im gesamten Gebiet des VRS eine finanzielle Unterstützung durch Bund und Land erforderlich ist (vgl. beigefügten Anhang).

Trotz all der finanziellen Schwierigkeiten zur Sicherstellung des bestehenden ÖPNV-Angebotes sind natürlich die Erkenntnisse aus dem „9-Euro-Modell“ nicht von der Hand zu weisen. Eine Nachfolgeregelung muss durch die Länder und den Bund ermöglicht werden. Auch Herr Landrat Schuster setzt sich immer wieder für ein Nachfolgemodell zum 9 Euro-Ticket ein. Hierzu habe ich Ihnen als Beispiel einen Artikel aus dem General-Anzeiger Bonn vom 10.09.2022 beigefügt.

Ich hoffe Ihren Anliegen gedient zu haben und Sie erkennen, dass sich der Rhein-Sieg-Kreis für einen guten und finanzierbaren ÖPNV einsetzt, um das gemeinsame Ziel einer Verkehrswende zu erreichen.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag
Dr. André Berbuir
Stabsstelle Verkehr und Mobilität

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